(Neu: Fredriksen scheitert mit Anträgen)

    HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltgrößte Reisekonzern TUI
<TUI1.ETR> will die milliardenschweren Belastungen durch sein
Sorgenkind
Hapag-Lloyd möglichst schnell abschütteln. Der Konzern wolle dadurch
den Spielraum für sein Kerngeschäft Touristik erhöhen, sagte
Vorstandschef Michael Frenzel am Mittwoch bei der Hauptversammlung in
Hannover. Es werde aber "keinen Verkauf zu "Schnäppchenpreisen" geben.
Der norwegische Großaktionär John Fredriksen äußerte erneut scharfe
Kritik am Kurs Frenzels und forderte dessen Rücktritt.

    Fredriksen scheiterte aber am Abend mit Anträgen auf
Sonderprüfungen. Dabei ging es um Tui-Finanzhilfen für Hapag-Lloyd
sowie um
mögliche Regelverstöße bei der Ausgabe einer Wandelanleihe im Herbst
2009. Fredriksen war zuletzt mit mindestens 15 Prozent an Tui
beteiligt. Frenzel wird vor allem von spanischen sowie einem russischen
Großaktionär gestützt.

FRENZEL: 'LICHT AM HORIZONT' BEI HAPAG-LLOYD

    Der Tui-Konzern ist an seiner früheren Tochter Hapag-Lloyd noch mit
43 Prozent beteiligt. Die restlichen Anteile liegen bei dem
Hamburger Konsortium "Albert Ballin". Die Container-Reederei war wegen
der Wirtschaftskrise in Schieflage geraten und musste mit einem
Rettungspaket gestützt werden. Die Tui ist zusammen mit im Zuge des
Pakets erteilten Darlehen mit 2,5 Milliarden Euro bei Hapag-Lloyd
engagiert. Mittelfristig will sich der Konzern vollständig von der
Hamburger Reederei trennen.

    Frenzel verteidigte die Finanzhilfen. Es habe nur die Wahl gegeben,
"ein Rettungspaket zu schnüren oder Hapag-Lloyd untergehen zu
lassen". Letzteres hätte allerdings auch den Wert der Tui-Aktie
drastisch vermindert. Ohne den Teilverkauf von Hapag-Lloyd wäre die Tui
"insgesamt in schwere See geraten". Wegen steigender Frachtraten gebe es
bei Hapag-Lloyd inzwischen aber wieder "Licht am Horizont". Die
Reederei hatte zuletzt ihre Verluste deutlich verringert.

FREDRIKSEN-VERTRAUTER GREIFT FRENZEL PERSÖNLICH SCHARF AN

    Fredriksen dagegen warf der Tui-Spitze vor, "versagt" zu haben. Der
Vertraute des norwegischen Reeders, Tor Olav Troim, sagte, Frenzel
solle seinen Hut nehmen. Troim verwies auf den gesunkenen Kurs der Aktie
und die ausbleibende Dividende. Er kritisierte zudem die hohen
Finanzhilfen für Hapag-Lloyd. Tui trage den Löwenanteil der Risiken,
begnüge sich aber bei den Einflussmöglichkeiten mit der Rolle als
Minderheitsgesellschafter.

    Troim griff Frenzel auch persönlich scharf an. Dieser habe für das
Rumpfgeschäftsjahr 2009 rund 2,4 Millionen Euro erhalten, obwohl es
im Kerngeschäft Touristik Verluste gegeben habe und keine Dividende an
die Aktionäre ausgeschüttet werde. Die Tui habe in den vergangenen 16
Jahren 40 Prozent an Wert verloren. Frenzel aber reise im Privatflugzeug
und unterhalte eine "kostspielige Zentrale".

FRENZEL AN 'KONSTRUKTIVEM DIALOG' INTERESSIERT

     Streit gibt es auch um einen von der Fredriksen-Gruppe geforderten
Sitz im Aufsichtsrat der Tui. Troim sagte, die Tui-Führung habe als
Bedingung dafür unter anderem verlangt, dass Fredriksen seine Kritik am
Vorstand unterlasse und die Strategie Frenzels unterstütze. "Wir
sind nicht bereit, diesen Preis für eine Beteiligung im Aufsichtsrat zu
zahlen", sagte Troim.

    Frenzel wollte auf die Vorwürfe nicht im Einzelnen eingehen. Er sei
an einem "konstruktiven Dialog" interessiert und hoffe, dass sich
die Fronten nicht weiter verhärteten.

FRENZEL: NACHFRAGE NACH URLAUBSREISEN VERBESSERE SICH IN ALLEN WICHTIGEN MÄRKTEN

    Fredriksen und sein Vertrauter Troim hatten mit scharfer Kritik und
Anträgen auf Abwahl der Aufsichtsratsspitze bereits bei den letzten
beiden Aktionärstreffen für hoch kontroverse Debatten gesorgt. Sie
konnten sich aber nicht durchsetzen.

    Unterdessen sieht die Tui-Spitze das Kerngeschäft Touristik nach
der schweren Krise wieder auf Erholungskurs. Die Nachfrage nach
Urlaubsreisen verbessere sich in allen wichtigen Märkten, sagte
Frenzel. "Mit dem Start der Sommersaison 2010 sind wir zufrieden." Die
Tui-Tochter TUI T<T7L.FSE>L.FSE> erwäge, die im Vorjahr deutlich
reduzierten Kapazitäten moderat auszuweiten./stw hoe/DP/he
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