LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer
<BAYN.ETR> verzichtet bis Ende 2012 in Deutschland auf
betriebsbedingte
Kündigungen. Vorstand und Gesamtbetriebsrat hätten sich auf einen
umfangreichen Pakt zur Beschäftigungssicherung verständigt, teilte
de<DAX.ETR>X.ETR>-Konzern am Donnerstag in Leverkusen mit. Die
Vereinbarung gelte für rund 23.000 Beschäftigte in den
Bayer-Teilkonzernen und
-Servicegesellschaften in Deutschland. Damit werde trotz des unsicheren
wirtschaftlichen Umfelds der seit 1997 bestehende Verzicht auf
betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre bis Ende 2012
fortgeschrieben. Bayer hat weltweit mehr als 100.000 Mitarbeiter.

    Zur Bewältigung von konjunkturellen oder strukturellen
Schwierigkeiten in den Gesellschaften sollen in Absprache mit den
Tarifvertragsparteien befristete Reduzierungen oder Ausweitungen der
Arbeitszeit ermöglicht und tarifliche Öffnungsklauseln genutzt werden,
hieß es. Die Bayer-Kunststofftochter Material Science hatte mit einer
Arbeitszeit-Reduzierung und entsprechender Entgeltabsenkung von
Februar und bis Ende Oktober 2009 Kurzarbeit vermieden. Vorgesehen sei
außerdem, bei kurzfristigen Auslastungsspitzen unterbeschäftigte
Mitarbeiter zwischen den nordrhein-westfälischen Standorten auszutauschen.

AUSBILDUNGSNIVEAU SOLL BLEIBEN

    Mit den Regelungen könne Bayer künftig besser auf konjunkturelle
oder strukturelle Herausforderungen reagieren, hieß es. Um die
internationale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern, seien
Kostenstrukturen auf Marktniveau ebenso notwendig wie eine verstärkte
Ausrichtung der Arbeitsbedingungen auf Flexibilität und Mobilität. Die
Vereinbarungen enthielten unter anderem die Beibehaltung des
Ausbildungsniveaus, wobei der Solidarpakt zur Bezahlung von zeitweise
nicht beschäftigten Arbeitnehmern fortgeführt werde, hieß es.

MEHR ALS 200 MIO EURO FÜR KREFELD-UERDINGEN

    Zudem seien Vereinbarungen zur Zukunftssicherung der
Bayer-Servicetochter (Technology Services) erzielt worden, hieß es. Die
Vereinbarungen beinhalteten, dass bis zur Erreichung der erforderlichen
Wirtschaftlichkeit die Arbeitszeit von derzeit 39 auf 40
Wochenstunden ohne zusätzliche Bezahlung angehoben wird. Das
Unternehmen verpflichte sich im Gegenzug, den Personalbestand bis Ende
2012
nicht unter sogenannte "1.300 Mitarbeiterjahre" zu senken und die
vereinbarten Qualifizierungsmaßnahmen fortzuführen.

    Auch Bayer MaterialScience und der Betriebsrat in Krefeld-Uerdingen
verständigten sich auf ein Konzept zur Zukunftssicherung des
Standortes. Es beinhalte für die nächsten fünf Jahre Investitionen
über 200 Millionen Euro sowie Kapazitätsgarantien für die Produktion
von
Kunststoffen (Polycarbonat) und von Rohstoffen für Schaumstoffe (MDI)
sowie für die Versorgung mit Basischemikalien. Bei der
Polycarbonat-Produktion werden den Angaben zufolge aufgrund der weltweit
schwachen Kapazitätsauslastung zeitweise Fertigungslinien
stillgelegt. Diese können bei entsprechender Nachfrage jederzeit wieder
hochgefahren werden. Außerdem will Bayer die Marketing-, Forschungs-
und Entwicklungsaktivitäten dieses Bereichs in Leverkusen bündeln.
Dies erfordere Versetzungen und einen "sozialverträglichen" Abbau von
etwa 80 Arbeitsplätzen./jha/js/stw