LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer
<BAYN.ETR> ist nach Einschätzung seines designierten neuen Chefs
Marijn
Dekkers "sehr gut aufgestellt". Es bestehe "kein Sanierungsbedarf",
sagte Dekkers am Mittwochabend in Leverkusen vor Journalisten. Von
seinen Vorgängern seien kontinuierlich Aktivitäten zur
Weiterentwicklung des Unternehmens umgesetzt worden. Dies wolle er auf
dem erreichten
"hohen Niveau" fortsetzen. An seinem 13. Arbeitstag bei Bayer sei es
aber noch "zu früh" für "fundierte Aussagen". Der gebürtige
Niederländer ist seit 1. Januar im Bayer-Vorstand. Mit Ihm wird zum 1.
Oktober erstmals ein internationaler Topmanager das Traditionshaus
führen. Diesen überraschenden Beschluss hatte der Aufsichtsrat Mitte
September gefasst.

    Für Ihn habe nun die "umfassende Einarbeitung" vor Ort begonnen,
sagte Dekkers. Das Gesundheitsgeschäft (HealthCare) habe Priorität. Er
werde zusammen mit dem noch amtierenden Chef der wichtigsten
Bayer-Sparte Arthur Higgins in den nächsten drei, vier Monaten
verschiedene
Standorte wie Berlin und New Jersey besuchen. Neben seiner Arbeit im
Vorstand wird er nach dem Ausscheiden von Higgins zunächst auch in
Personalunion die Leitung dieses Teilkonzerns übernehmen.

KULTURSCHOCK?

    Im Herbst wird Dekkers dann den langjährigen Bayer-Chef Werner
Wenning ablösen. Mit der Berufung des 52-jährigen Dekkers an die
Spitze
des Bayer-Konzerns endet eine lange Tradition des Unternehmens, die
Chefs aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Wenning wie auch seine
Vorgänger Manfred Schneider und Hermann-Josef Strenger hatten ihre
Karriere ebenfalls bei Bayer gemacht. Mögliche Ängste vor einem
Kulturschock versuchte Dekkers zu zerstreuen: Er komme nicht mit einer
rein amerikanischen Managermentalität daher. Europäer seien und
blieben Europäer. Allerdings könne man von Amerika durchaus "eine
Menge lernen." Unter Jack Welch, der als einer der erfolgreichsten
Manager
der USA gilt, begann Dekkers 1985 bei General Electric (GE) seine
Laufbahn. Damals sei GE fast von Grund auf neu aufgestellt worden. Er
habe
damals gelernt wie ein Großunternehmen ticke und wie man Maßnahmen
erfolgreich umsetze.

    Dekkers, der neben der niederländischen auch die
US-Staatsbürgerschaft besitzt, war zuletzt Chef des
US-Laborgeräteherstellers Thermo
Fisher Scientific mit einem Jahresumsatz von elf Milliarden US-Dollar
und 35.000 Mitarbeitern. Zum Vergleich: Bayer setzte 2008 mit über
108.000 Mitarbeitern knapp 33 Milliarden Euro um. Dekkers bezeichnete
den Konzern als "gut geführt" und "wettbewerbsfähig". Bayer verfüge
über "klasse Mitarbeiter" und sei eine international starke Marke mit
einem hervorragenden Ruf. Für Ihn sei die Motivation der Mitarbeiter
ein entscheidender Faktor./jha/zb